Warum drei Landwirte aus der Region Döbeln nie auf Öko verzichten könnten

© Dietmar Thomas
Region Döbeln. Das Gemüse direkt vom Bauern aus der Nachbarschaft. Die Erdbeeren aus der Gärtnerei in der Stadt oder direkt selbst gepflückt vom Feld. Regional und Bio wurden in den letzten Jahren immer beliebter.
Laut dem Agrarbericht 2023 des sächsischen Umweltministeriums ist die Anzahl der Öko-Betriebe in den letzten Jahren sachsenweit gestiegen. Das Gebiet Mittelsächsisches Hügelland, zudem die Lommatzscher Pflege und das Döbelner-Leisniger-Muldenland gehören, verzeichnete im vergangenen Jahr 53 ökologische Betriebe.
2020 waren es noch 45. Insgesamt werden 8,4 Prozent der Fläche in dem Gebiet für den Ökobau genutzt. Drei Landwirte aus der Region Döbeln, die sich teilweise schon seit Jahrzehnten für den ökologischen Anbau einsetzen, berichten über die Entwicklung und aktuelle Situation.
Von konventioneller Landwirtschaft zum Öko-Betrieb
Eckhard Voigt ist seit über 30 Jahren in der Landwirtschaft tätig. Zuerst arbeitete er konventionell, 2007 stieg er um. Das hatte verschiedene Gründe. “Unter anderem gab es die Nachfrage nach Öko-Produkten von Abnehmern, aber auch ackerbauliche und betriebswirtschaftliche Dinge haben mich dazu bewogen”, erklärte er. Heute baut er Kartoffeln, Kümmel, Öllein und Linsen an.
Die Umstellung hat er nicht bereut. Die Arbeit sei so viel interessanter, weil landwirtschaftliches Handwerk beherrscht und berücksichtigt werden muss. Er produziere zwar weniger Mengen als in der konventionellen Landwirtschaft, allerdings sei seine Ernte stabiler und nicht mehr so wetterabhängig.
In den letzten Jahren hat der Landwirt beobachtet, dass es immer mal Wellen gab, in denen konventionelle Betriebe auf ökologischen Landbau umgestellt haben. Laut Voigt sollte es aber nicht nur eine Prämie für die Umstellung geben. Viel wichtiger sei die Entwicklung des Absatzes und der Verarbeitung.
Das Öko-Urgestein
Ein Öko-Urgestein in der Region ist Andreas Kucka. Seit 1991 führt er seinen “Gans Gut”-Hof in Ostrau. Von Anfang an hat er ökologisch gearbeitet. “Ich war in der DDR in der Friedens- und Umweltbewegung, ich konnte gar nicht anders”, antwortete er auf die Frage nach dem Warum.
Am Ökobetrieb gefällt ihm, dass die Natur wieder zurückkommt und damit auch Tiere wie Eidechsen oder Schlangen. So sehr er auch Verfechter von einem nachhaltigen Anbau ist, umso kritischer sieht er die aktuelle Situation.
“Der gesamtgesellschaftliche Wert wird nicht gesehen”, sagte er. Er bemängelte zu wenig Förderung und hohen bürokratischen Aufwand. “Wenn auf mein Feld Spritzmittel fliegen und die Pflanzen kontaminiert sind, dann muss ich beweisen, dass das nicht meine Schuld war”, nannte er als Beispiel.
Leute wollen wieder günstig kaufen
Dafür habe er kein Verständnis, generell kritisiert er den Einsatz von Pestiziden. “Die ganze Chemie richtet in der Landwirtschaft große Schäden an, Käfer und Insekten sterben”, fuhr er fort.
- Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]
Laut Kucka stagniere der Trend Öko aktuell. “Wenn ich nicht bereits seit über 30 Jahren meine Kunden hätte, wüsste ich heutzutage nicht, wie das funktionieren soll”, sagte er. Die Umstellung an sich sei nicht schwierig, jedoch den gleichen Absatz zu erreichen.
„Die Leute wollen wieder billig kaufen“, sagte der Landwirt, der Gänse züchtet, aber auch Kühe hält. Damit sich mehr Betriebe für Bio entscheiden, bräuchte es einen Schub. Aber dennoch mache er weiter, auch seine Kinder unterstützen ihn voll und ganz im Betrieb. “Wir müssen das weiter in die Gesellschaft tragen, dass jeder seinen Beitrag leisten muss”, ergänzte er zum Schluss.
Bio-Gärtnerei ist Paradies für seltene Tierarten
Auch für Katrin Leipacher, die gemeinsam mit ihrem Mann Oliver die Bio-Gärtnerei Auenhof betreibt, kam von Beginn an nichts anderes als in Frage. “Wir sind zu 100 Prozent davon überzeugt, ein guter Umgang mit Natur und Boden ist wichtig und wir wollen einwandfreies Gemüse anbieten”, erklärte sie.
Mit der Bio-Gärtnerei hätten sie einen wunderschönen Platz Erde geschaffen: “Die Natur entfaltet sich wieder, unzählige seltene Arten von Insekten und Vögeln haben sich wieder angesiedelt.” Seit 21 Jahren bauen die Biogärtner Gemüse an.
Ökologische Betriebe sind aus der Sicht der Gärtnerin nicht wegzudenken, dennoch bemerke sie, dass durch die vielen Krisen einige Verbraucher wieder zu günstigen Lebensmitteln zurückgreifen. “Da hatte die Bio-Branche schon zu kämpfen, aktuell hat es sich auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert”, schätzte sie ein.
Freiwilliger Verzicht auf Fördermittel
Ihre Gärtnerei selbst sei davon glücklicherweise nicht so stark betroffen gewesen. “Die Zahl der Kunden, die unsere Abo-Kiste beziehen, ist gleich geblieben”, sagte sie und ergänzte: Auch in härteren Zeiten hatten sie sich bewusst für den Öko-Betrieb entschieden.
Die Neugründung eines Öko-Betriebs stellt sich Leipacher heutzutage schwieriger vor. “Es ist unglaublich schwer, überhaupt Land zu bekommen, dann kommen die hohen Pacht-Preise und die Umstellung auf eine ökologische Basis hinzu”, zählte sie auf.
- Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram
Auch der Gärtnerei Auenhof wird die Bürokratie zum Verhängnis. “Seit diesem Jahr verzichten wir auf die ökologische Förderung”.
Die Dokumentation der verschiedenen Gemüsesorten sei so aufwendig, dass sie allein dafür eine weitere Person einstellen müssten. “Wir würden uns eine bürokratische Vereinfachung wünschen, vor allem für die kleinen Betriebe”, sagte sie.