Großenhain: Zabeltitz: Treffen der lustigen Landleute

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Zabeltitz: Treffen der lustigen Landleute

Auf dem Hof des Bauernmuseums ging es beim Kranzflechten und Landtechnik schnuppern humorvoll zur Sache.

Von
Manfred Müller


 3 Min.

Reine Frauensache: Die Kalkreutherin Ellen Rutsch mit den Workshop-Teilnehmerinnen Heike Pocha, Edith Pohl und Rita May (v.l.n.r.)  beim Kranzbinden.
Reine Frauensache: Die Kalkreutherin Ellen Rutsch mit den Workshop-Teilnehmerinnen Heike Pocha, Edith Pohl und Rita May (v.l.n.r.) beim Kranzbinden.
© Foto: Manfred Müller

Zabeltitz. Wer sich an Wettbewerben um den schönsten sächsischen Erntekranz oder die schönste Erntekrone beteiligen will, hat einiges zu beachten. Kleben oder Klammern zum Beispiel ist strengstens verboten. Alles muss gebunden sein, und zwar mit frischem Getreide aus dem Ausstellungsjahr. Dieses darf auch nicht aus dem Supermarkt oder aus dem Bastelladen stammen, sondern muss frisch vom Feld kommen. Und es darf – um Gottes willen – kein Plastik verwendet werden! Die fünf Frauen, die sich am Sonntagnachmittag auf dem Hof des Zabeltitzer Bauernmuseums eingefunden haben, wollen aber erst einmal die Grundbegriffe des Kranzbindens erlernen. Sie sind einer Einladung der sächsischen Landfrauen gefolgt, die hier einen entsprechenden Workshop anbieten.

Während für traditionelle Kränze und Kronen ausschließlich verschiedene Getreidearten zum Einsatz kommen, kann man beim „Freestyle“-Kranz alle möglichen dekorativen Gewächse verwenden. Auf den Tischen im Hof des Bauernmuseums stapeln sich deshalb Bündel von Gelber Schafgarbe, Rainfarn, Schleierkraut, Strandflieder und eine blaublättrige Pflanze mit dem hübschen Namen „Jungfer im Grünen“. Über der Szenerie liegt der Duft von reifem Korn und Lavendel. Woher die Materialien stammen? „Manches wächst im Garten, manches muss man kaufen, vieles aber wächst einfach am Wegesrand“, erklärt Regina George vom Landfrauenverband. Man müsse nur mit offenen Augen durch die Natur gehen und immer eine Gartenschere dabeihaben.

Mit einem Drahtring und Zeitungspapier geht es los. „Immer entgegen dem Uhrzeigersinn wickeln“, rät Ellen Rutsch. Die Kalkreutherin ist ein Kranzbinde-Profi; sie hat beim Sachsen-Championat schon etliche Preise abgeräumt. Im vorigen Jahr in Zittau war es ein dritter Platz beim traditionellen Erntekranz, wobei ihr Gebinde noch zum Publikumsliebling gekürt wurde. Wie bei Frauen vom Lande üblich, wird es schon nach kurzer Zeit lustig und auch ein bisschen deftig. Als ein paar Männer auf dem Museumshof eintrudeln und den Binderinnen über die Schulter schauen, fällt die Bemerkung: „Wenn wir die Männer nicht zur Fortpflanzung brauchten, brauchten wir sie eigentlich gar nicht.“

Traktoren-Experte Günter Bennewitz mit Besucher bei der Führung durch die Landtechnik-Ausstellung.
Traktoren-Experte Günter Bennewitz mit Besucher bei der Führung durch die Landtechnik-Ausstellung.
© Foto: Manfred Müller

Erntekranz- und Erntekronen-Workshops wie jener in Zabeltitz werden jedes Jahr mehrfach in ganz Sachsen organisiert. Sie dienen unter anderem der Vorbereitung und der Nachwuchsgewinnung für den jährlichen Landes-Wettbewerb. Der findet in diesem Jahr bereits zum 30. Mal statt und ist ein wesentlicher Bestandteil des Sächsischen Erntedankfestes. Die aus regionaltypischem Getreide gebundenen Kränze und Kronen werden der Jury und dem Publikum dieses Jahr vom 19. bis 24. September im westsächsischen Frohburg vorgestellt. Am Wettbewerb nehmen auch wieder Kranzbinderinnen aus Tschechien und Polen teil.

Während die Frauen mit ihren Handarbeiten beschäftigt sind, führt Günter Bennewitz ein vorwiegend männliches Publikum durch die Landtechnik-Ausstellung des Bauernmuseums. Der Veteran vom Lanz-Bulldog-Hof Walda ist ein wandelndes Lexikon für historische Traktoren und andere Landmaschinen. Auch hier geht es launig zu. Zum Beispiel bleibt nicht unerwähnt, dass der Famulus-Traktor aus dem Schlepperwerk Nordhausen bei den Bauern abschätzig „Pflaumenmus“ genannt wurde. Und dass die Rotationsworfelmaschine zum Getreide reinigen den Beinamen „Altweibermaschine“ trug. „Es hieß, dass man oben eine Sechzigjährige reinsteckt, und dass dann unten zwei Dreißigjährige rauskommen“, erklärt Bennewitz. Gut, dass es in dieser humorarmen Zeit noch ein paar lustige Landleute gibt.

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