Neues Gewerbegebiet auf dem Kamenzer Flugplatz: Drei Investoren gibt es schon

© Norbert Millauer
Kamenz. Die Kamenzer Flugszene wächst weiter. Auf dem Verkehrslandeplatz im Norden der Stadt lassen sich drei neue Investoren nieder, die alle begeistere Flieger sind. Hinter dem Tower und dem Flugfeld, beides in Hand der Kamenzer Flugplatzgesellschaft, sind mehrere tausend Quadratmeter Freifläche, die der Geschäftsführer Wulf-Dietrich Schomber nun mit Leben füllen will.
Unabhängig von dem geplanten Gewerbegebiet, das auf einer Fläche von 20 Hektar zwischen Flugplatz und dem Ortsteil Zschornau entstehen soll, werden nun etwa 1,2 Hektar Baufläche im Süden des Flugplatzes erschlossen. Schneider hat dafür bereits drei Investoren gefunden. Da es sich um das Flugplatzareal handelt, war ihm wichtig, dass auch die neuen Eigentümer etwas zur Entwicklung von Kamenz als Flugstandort beitragen.
Am Flugplatz hat sich bereits eine Infrastruktur fürs Fliegen entwickelt. Der Fliegerclub ist hier ansässig. Außerdem werden Maschinen gebaut und lackiert, zudem gewartet und repariert. “Das lockt Flieger aus dem ganzen Land nach Kamenz”, ist sich Schomber sicher.
Flugzeughandel will sich in Kamenz ansiedeln
Hendrik Wüst ist einer von ihnen. Der Kamenzer hat bereits große Pläne. Als Privatier will sich der frühere Bänker nun neben seiner Leidenschaft zum Jagen ganz dem Fliegen widmen. Er will in einem Hangar, also einer Halle für Flugzeuge, sein Gewerbe aufziehen und Flüge anbieten. Vom Kamenzer Flugplatz komme man schließlich in ein bis zwei Stunden an die Ostsee, auch andere Länder seien problemlos zu erreichen.
“Wir haben hier die letzte Oase in Sachsen”, sagt Wüst. Dresden und Leipzig als Flugplatzstandort seien mittlerweile nicht mehr bezahlbar. Außerdem biete die über einen Kilometer lange Start- und Landebahn in Kamenz tolle Voraussetzungen. “Wir könnten von hier aus andere Länder anfliegen, warum nicht mal nach Mallorca?”, sagt Wüst.

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Lisa Zosel stimmt ihm da zu. Sie will sich ebenfalls in einem Flugzeughangar auf dem Kamenzer Flugplatz niederlassen, auch eine Vergrößerung sei nicht ausgeschlossen. Zosel hat vor kurzem die Geschäftsführung von ihrem Vater übernommen. Die Bautzener verkaufen schon seit 2017 Ultraleichtflugzeuge als Vertriebspartner der belgischen JMB Aircraft. Die neue Halle in Kamenz eigne sich super als Verkaufsfläche für die Kunden und Kundinnen. Die bewegen sich im High-End-Bereich, sagt Zosel. Die angebotenen Flugzeuge seien gewissermaßen die Porsches unter den Flugzeugen.
Doch obwohl die Preise für die Maschinen hoch sind, wachse die Flugszene eher, als dass sie schrumpfe. Vor allem seit Corona gebe es viele Interessenten. Zosel bemerkt, dass immer mehr Leute den Pilotenschein machen, auch die Zahl der Flugzeugverkäufe und -zulassungen steige. “Viele schätzen es, dass sie unabhängig sind”, sagt Zosel. Der Benzin-Verbrauch für einen Zweisitzer sei mit 25 Litern bis an die Ostsee auch gar nicht so hoch, fügt ihr Vater Steffen Zosel hinzu.
Großenhainer Flugschule zieht nach Kamenz um
Wer das erste Mal ein Flugzeug steuern will, ist bei dem dritten Investor an der richtigen Adresse. Jan Meißner betreibt bereits in Großenhain seine Flugschule “Born to fly”. Angehende Piloten können dort in Ultraleicht- und Motorflugzeugen das Fliegen lernen. Sein jetziger Standort auf dem Großenhainer Flugplatz biete ihm langfristig aber keine Perspektive mehr.
Das Areal ist seit einige Wochen in den Schlagzeilen, weil es zum Industriegebiet werden soll. Angeblich will der Rüstungskonzern Rheinmetall dort eine Pulverfabrik aufbauen. Zwar sind das alles noch Gerüchte, für Meißner ist allerdings klar, dass er eine neue Perspektive für seine Schule mit immerhin zwölf Ultraleicht- und Motorflugzeugen braucht. Die habe er nun in Kamenz gefunden, sagt er. Für den Großharthauer wird der Weg nun sogar kürzer, der Großteil seiner acht Fluglehrer kommt aus Dresden.
2024 sollen Hallen auf Flugplatzgelände gebaut werden
Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) freut sich über die drei neuen Investoren, die die Leidenschaft zum Fliegen eint. “Wer baut, schaut hoffnungsvoll und positiv in die Zukunft”, sagt er. Die Erschließungsarbeiten übernimmt die Firma DIW Bau, die in Kamenz ansässig ist. Der bisherige Geschäftsführer Christoph Winkler kommt am 17. Juli 2023 nur noch als Urlaubsvertretung zum Spatenstich. Er hat die Geschäfte im Mai 2023 an seinen Sohn Jörg übergeben. Das Unternehmen hat bereits die ersten Vorbereitungen getroffen, Bauzäune aufgestellt und Vermessungen vorgenommen.
Nun ginge es darum, dass Gelände mit Trinkwasser, Strom und einem Abwassersystem zu versorgen. Außerdem soll das Gelände an die Staatsstraße in Richtung Schiedel angebunden werden, auch eine Rollbahn ist geplant. “Mitte oder Ende November 2023 müsste alles fertig sein”, sagt Schomber. 2024 sollen die Bauarbeiten dann so richtig beginnen.