Radebeul: Radebeuler Igelhelfer in Not: Borstel benötigt eine neue Station

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Radebeuler Igelhelfer in Not: Borstel benötigt eine neue Station

Die Igelhilfe Radebeul muss mit ihrer Kranken- und Pflegestation zum Ende des Jahres das Gartengrundstück in Radebeul-Lindenau verlassen. Sie sucht dringend einen neuen Ort.

Vor zwei Jahren hat die Igelhilfe Radebeul ihre Pflegestation für Stachler in Betrieb genommen, die nicht mehr in der freien Natur ausgesetzt werden können, weil sie beispielsweise blind sind.
Vor zwei Jahren hat die Igelhilfe Radebeul ihre Pflegestation für Stachler in Betrieb genommen, die nicht mehr in der freien Natur ausgesetzt werden können, weil sie beispielsweise blind sind.
© Arvid Müller

Radebeul. Mit Plakaten und Flyern macht die Igelhilfe Radebeul auf ihre aktuelle Misere aufmerksam. Die ehrenamtlichen Helfer sind erfahren darin, verletzten und kranken Igeln sowie verwaisten Igelbabys zu helfen. Doch nun benötigen sie selbst Hilfe, denn sie sind in großer Not. “Wir suchen ein neues Zuhause”, steht fett als Aufruf auf Plakaten, Flugblättern und in sozialen Netzwerken.

“Ende dieses Jahres läuft der Nutzungsvertrag für das Gartengrundstück aus. Es gibt keine Option der Verlängerung”, sagt Karina Görner, 1. Vorsitzende des Igelhilfe Radebeul e.V. Seit Vereinsgründung im Jahr 2016 befindet sich die Igelstation auf einem Privatgrundstück im Radebeuler Oberland. Die Vereinsgründerin hat ihr Gartengrundstück damals zur Verfügung gestellt. Im vorigen Jahr trennten sich jedoch die Wege von Verein und ihr. Im Guten und im Einklang seien sie auseinandergegangen, betont Görner. Über ein Jahr lang durfte die Igelstation sogar auf dem Grundstück bleiben. Doch Ende Dezember 2023 endet die Frist, Land für eine neue Station zu finden.

Bungalow war bislang ein Provisorium

Am Steinbergweg liegt die Igelhilfe etwas versteckt bei Lindenau. Nur schmale Schotterwege führen zu dem Grundstück, auf dem ein Bungalow steht. “Er ist unbeheizt”, sagt Görner. Küche und Lager sind getrennt und auf andere Gebäude verteilt. Für die Igelhelfer selbst bleibt für Pausen und Beratungen ein überdachter Bereich draußen, auch im Winter. “Die Igelstation war hier immer nur ein Provisorium”, berichtet Görner.

Für die Pflegestation haben die Igelhelfer Häuschen gebaut. Dort finden ihre Dauergäste Schutz. Rundherum befinden sich private Gärten.
Für die Pflegestation haben die Igelhelfer Häuschen gebaut. Dort finden ihre Dauergäste Schutz. Rundherum befinden sich private Gärten.
© Arvid Müller

Trotz dieser bescheidenen Örtlichkeit hat sich die Radebeuler Station zur größten in Sachsen entwickelt. 1.056 Igel haben die Helfer im vergangenen Jahr aufgenommen, medizinisch versorgt, Verletzungen behandelt sowie gepflegt. In diesem Jahr kamen bislang 330 Stachler. Das ist in etwa die gleiche Anzahl wie im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. “Noch ist es ruhig, die Babys sind noch nicht da”, berichtet Görner. “2022 wurde das erste Baby am 26. Juli bei uns abgegeben”, fährt sie fort. Im Spätsommer sowie im Herbst gibt es das meiste für die Igelhelfer zu tun. In der Station engagieren sich vom 16 Jahre alten Teenager bis zur rüstigen Rentnerin alle Alters- und Berufsgruppen, vorwiegend jedoch Frauen. 2021 haben sie rund 1.700 Igel versorgt. Das ist der bisherige Rekord in der noch jungen Vereinsgeschichte.

Verein möchte gern in Radebeul bleiben

Die Aufrufe sowie Bemühungen ein neues Domizil zu finden, haben bislang noch keine Früchte getragen. Benötigt wird ein Grundstück von mindestens 1.000 Quadratmetern. Darauf soll ein beheizbares Gebäude stehen. In diesem wollen die Igelhelfer Kranken- und Pflegestation, Lager und Küche gemeinsam unterbringen, nicht mehr getrennt und auf unterschiedliche Lauben verteilt. Und hier wird es schon schwer. Das Kleingartengesetz lasse einen Bungalow nur mit einer Größe von 24 Quadratmeter Grundfläche zu, berichtet der 2. Vereinsvorsitzende Jens Wolff. Der Verein benötigt aber eine behauste Fläche von mindestens 100 Quadratmetern. Hinzu kommt, dass die bisher angeschauten Liegenschaften nicht an der Kanalisation angeschlossen waren oder im Winter das Wasser abgestellt wurde. Doch ein Betrieb der Igelstation muss auch in der kalten Jahreszeit gewährleistet sein. “Wir haben viele Winterschlafgäste”, sagt Wolff.

Vereinschefin Karina Görner und ihre Igelhelfer päppeln kranke und verletzte Borstel wieder auf - mit dem Ziel, sie wieder in Freiheit auszusetzen. Ohne Station wird ihre Arbeit sehr erschwert.
Vereinschefin Karina Görner und ihre Igelhelfer päppeln kranke und verletzte Borstel wieder auf – mit dem Ziel, sie wieder in Freiheit auszusetzen. Ohne Station wird ihre Arbeit sehr erschwert.
© Arvid Müller

Das neue Grundstück muss zudem von einem 7,5 Tonnen schweren Lkw angefahren werden können. Denn für den Müll bestellen die Igelretter einen Container. Parkmöglichkeiten müssen auch vorhanden sein. “Radebeul ist unser bevorzugter Ort. Wir sind ein Radebeuler Verein”, sagt Vereinschefin Görner.

Ohne Station gibt es kein Igeltaxi

Angebote trafen bereits bei den Igelrettern ein, sie stammten jedoch vorwiegend aus Pirna und Heidenau. Doch Gärten dort kommen nicht infrage. Die Vereinsmitglieder und aktiven Helfer stammen alle aus Radebeul und der näheren Umgebung oder wohnen im Dresdner Norden und Westen. Die Station muss für sie schnell und ohne weite Wege erreichbar sein. Zu den bisher angebotenen Grundstücken im Süden wäre ein Großteil der Helfer mit Bus oder Bahn nicht hingekommen.

Zurzeit hat der Verein ein Grundstück auf der anderen Elbseite im Blick. Doch es ist noch zu früh, um zu sagen, ob sich hier schon eine Lösung ihres Problems abzeichnet. Bei der Stadt Dresden müsse erst noch abgeklärt werden, was baulich überhaupt gehe, informiert Wolff. Daher kümmert er sich weiter um die Grundstückssuche. Ein Szenario wünscht sich im Verein keiner: Wenn die Igelhilfe bis zum Jahresende nicht fündig wird, gibt es keine Station mehr und die Pflege der kranken und verletzten Tiere wäre nicht mehr in dieser Form möglich. Die Vereinsgegenstände müssten zwischengelagert werden. Jeder Helfer nehme Igel mit nach Hause.

Privatleute, die einen angefahrenen Igel entdecken oder einen durch Nahrungs- und Wassermangel geschwächten Borstel finden, hätten keinen Anlaufpunkt mehr. Jens Wolff fährt zum Beispiel mit dem Igeltaxi, wenn ein Notruf aus Riesa, Oschatz oder Döbeln in Radebeul-Lindenau eintrifft. Ohne Station könnte er die Notfälle nicht mehr hierherholen. Der Verein finanziert seine Arbeit durch Spenden. Zuschüsse bekommen die Ehrenamtler von der Bürgerstiftung Sachsen und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Meißen.

Ansprechpartner ist Jens Wolff – E-Mail: [email protected]; Tel.: 0172 8136597

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