So läuft es mit dem E-Rezept im Landkreis Bautzen
Von
Heike Garten
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© Foto: Anne Hasselbach
Bautzen. Es war lange angekündigt, jetzt ist es Realität. Seit dem 1. Juli soll das E-Rezept möglich sein. Ab diesem Datum soll das elektronische Rezept in zahlreichen Arztpraxen und Apotheken in Deutschland funktionieren. So hatte es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Mitte Juni angekündigt. Das E-Rezept sei „endlich alltagstauglich“, sagte der SPD-Politiker. Es soll das rosafarbene Papierrezept ablösen. Bis Ende des Jahres gilt eine sogenannte Probephase. Laut Gesetz ist das E-Rezept dann ab 1. Januar 2024 Pflicht.
Nach Aussage der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen waren Ende Juni gerade einmal 30 Prozent der Arztpraxen mit der erforderlichen Technik ausgestattet. Und auch der Präsident der Landesärztekammer Erik Bodendieck hatte anlässlich des 33. Sächsischen Ärztetages im Juni erklärt, dass das medizinische Personal schlicht überlastet sei.
Jetzt sind mehr als zwei Wochen seit der Einführung vergangen. Sächsische.de hörte sich in Arztpraxen und Apotheken im Landkreis Bautzen um, ob das Arbeiten mit dem E-Rezept bereits möglich ist, ob es Vorteile bringt und ob die Patienten schon danach gefragt haben. Das Ergebnis: Möglich wäre es in den Arztpraxen und Apotheken. Doch fast niemand fragt danach, und auch die technische Umsetzung ist nicht so einfach.
Wie funktioniert das neue E-Rezept?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einem kann der Arzt das Rezept auf die digitale Gesundheitskarte des Patienten hochladen, sofern dieser bereits über eine solche Karte verfügt. Mit dieser geht der Patient dann in die Apotheke, wo die Karte in einem Lesegerät ausgelesen wird.
Die zweite Möglichkeit funktioniert über das Ausdrucken eines QR-Codes beim Arzt, mit dem der Apotheker dann auch die verschriebenen Medikamente auslesen kann. Bei dieser Variante muss es aber auch einen Papierausdruck geben, eine Einsparung von Ressourcen ist das nicht.

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Bei der dritten Variante ist eine App auf dem Handy notwendig. Der Patient erhält den Code für sein Medikament in der Arztpraxis auf seine Handy-App und zeigt ihn dann in der Apotheke vor.
Wer kann das E-Rezept überhaupt nutzen?
Ein gesetzlich versicherter Patient muss über die digitale Gesundheitskarte verfügen. Diese bekommt er über seine Krankenkasse. Wer sie noch nicht hat, kann sie bei der Krankenkasse beantragen.
Für Privatversicherte wird es zunächst weiterhin das blaue Rezept als Papierausdruck geben. Diese Patienten sollen aber auch einen Zugang zum E-Rezept erhalten. Zurzeit müssen Privatversicherte in der Apotheke jeweils in Vorleistung gehen. Geplant ist, dass sie künftig über das E-Rezept per App einen elektronischen Kostenbeleg erhalten, den sie dann digital bei ihrer Versicherung einreichen.
Ausgenommen von E-Rezept sind auch Medikamente aus dem Bereich der Betäubungsmittel und Präparate, die in der Apotheke selbst hergestellt werden.
Arbeiten Ärzte im Kreis Bautzen bereits mit dem E-Rezept?
Dr. med. Annette Eißler, Allgemeinärztin in Bautzen, erklärt, dass es in ihrer Praxis möglich wäre, das E-Rezept einzulösen. „Es hat aber noch kein Patient danach gefragt, und da machen wir das auch nicht“, sagt sie. Auch in der Praxis von Dr. med. Germar Kayser, Internist in Pulsnitz, wird das E-Rezept noch nicht angewandt. Es habe zwar vereinzelte Nachfragen gegeben, aber man plane das erst im Herbst. Das Hauptproblem sei, dass der Patient auch die entsprechende Karte haben muss. „Ansonsten drucken wir den QR-Code aus, ein größerer Papierverbrauch als beim bisherigen Rezept“, so der Mediziner.
In der Zahnarztpraxis von Kathrin Besser und Tobias Klemm in Bautzen ist man auf das E-Rezept technisch vorbereitet, hat es aber noch nicht ausprobiert. „Es hat auch noch niemand danach gefragt, und ich glaube, gerade für ältere Patienten ist die neue Form mit der App schwierig“, sagt Kathrin Besser. Auch in der gynäkologischen Gemeinschaftspraxis Wagner in Pulsnitz wird das E-Rezept nicht angewendet. „Es wird aber auch nicht danach gefragt“, erklärt Alexander Wagner.
Wie handhaben es die Apotheken im Landkreis Bautzen?
Apotheker Karsten Drobny von der Stadtapotheke in Kamenz verfügt schon seit einem Jahr über die entsprechende Technik. Dennoch sieht er das E-Rezept eher skeptisch. „Das Ganze macht mehr Aufwand als das klassische E-Rezept“, sagt er. Als Gründe nennt er, dass immer eine stabile Internet-Verbindung vorhanden sein muss und dass der Patient auch technisch in der Lage sein muss, damit umzugehen. Gerade bei einer App und dem Papierausdruck mit QR-Code sei das für ältere Patienten nicht immer einfach. Bisher sei in seiner Apotheke erst eine Kundin mit E-Rezept da gewesen.
Kathrin Thiele von der Stadt-Apotheke in Bischofswerda bestätigt, dass die Technik für das E-Rezept funktioniere. „Unsere Software-Abteilung hat das überprüft und es funktioniert“, sagt sie. Bisher sei aber noch kein Kunde beziehungsweise Patient zu ihnen mit dem E-Rezept in die Apotheke gekommen.
Patrick Hofmann betreibt in einem Verbund die Ahorn-Apotheke in Bautzen, die Eichen-Apotheke in Großdubrau, die Löwen-Apotheke in Pulsnitz und die Apotheke-Kleinzschachwitz in Dresden. „Technisch sind wir in allen vier Apotheken in der Lage, mit dem E-Rezept zu arbeiten“, sagt er. Bisher sei aber auch in seine Einrichtungen noch kein Patient mit einem solchen gekommen. Man sei ja auch noch in der Probephase.