Er förderte Schulen und regulierte die Mandau

23. Juli vor 175
Jahren wurde der
Namensgeber einer Zittauer Oberschule geboren.
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Richard von Schlieben – der Name ist geläufig in Zittau, vor allem bei den Anwohnern von Zittau-Süd, wo die Straße entlang
der Mandau und die ebenfalls hier gelegene Schule seinen Namen tragen. Vor 175
Jahren, am 23. Juli 1848, wurde er geboren.
Gebürtiger Zittauer war er allerdings nicht.
Als Spross eines alten Adelsgeschlechts
erblickte er auf dem Rittergut Nieder-Friedersdorf bei Neusalza das Licht der Welt.
Die gesellschaftliche Stellung seiner Eltern
sowie deren materielle Verhältnisse ermöglichten ihm den Besuch der berühmten Fürstenschule in Meißen.
Danach absolvierte er das zu jener Zeit in gutem Ruf
stehende Gymnasium in Zittau. Nach Beendigung der Schulzeit ging er nach Leipzig,
wo er vier Jahre lang Rechts- und Sozialwissenschaften studierte. Danach trat der junge Mann in Dresden in den Dienst der Polizei. Als juristischen Mitarbeiter ernannte
man ihn 1873 zum Polizeireferendar.
Schon ein Jahr danach wechselte er – vermutlich nicht freiwillig – nach Zwickau
und schließlich in die Amtshauptmannschaft Chemnitz. 1879 zum Regierungsassessor befördert, war seine Tätigkeit offenbar so erfolgreich, dass man ihn zum Regierungsrat ernannte und schließlich mit der
Leitung der Amtshauptmannschaft Zittau
beauftragte. Dieses Amt trat Richard von
Schlieben am 1. September 1884 an.
Innerhalb der nächsten elf Jahre bewältigte er
hervorragend die vor ihm stehenden Aufgaben und bewies dabei außergewöhnliches Talent in Verwaltungsangelegenheiten. Vor allem widmete er sich den sozialen
Problemen in der Stadt und deren unmittelbarem Umland. So setzte er sich für eine
Verbesserung der Gehälter von Geistlichen
und Lehrern ein und kämpfte um eine
spürbare Verbesserung des Schulwesens
bis hin zur Errichtung von Oberrealschulen. Aus zeitgenössischen Aufzeichnungen
geht hervor, dass von Schlieben bei der Zittauer Bevölkerung hohes Ansehen genoss.
Seite der Mandau trägt seinen Namen
Er bemühte sich, Gerechtigkeit gegenüber jedermann zu üben, unabhängig von dessen sozialer oder gesellschaftlicher Stellung. Große Verdienste erwarb sich Richard von Schlieben bei der Regulierung der Mandau. Immer wieder hatten in der Vergangenheit Überschwemmungen verheerende Folgen für die Bewohner Zittaus und der umliegenden Gemeinden gehabt. Als die Regulierung 1888 abgeschlossen wurde, blieb sie untrennbar mit seinem Namen verbunden. Nicht von ungefähr trägt heute eine Seite des Ufers der Mandau seinen Namen. Bereits 1895 endete Schliebens Zittauer Zeit, was viele bedauerten. Die sächsische Regierung berief ihn zum Rat im Ministerium des Inneren. 1898 wurde er Kreishauptmann in Bautzen und 1906 Leiter des Kultusministeriums in Dresden.
Als ihn im Spätherbst 1907 eine schwere unheilbare Krankheit heimsuchte, musste er aus dem Staatsdienst ausscheiden. Richard von Schlieben verstarb am 7. Februar 1908 auf seinem Gut in Niedertaubenheim. Seine letzte Ruhe fand er in der Familiengruft. Während der drei Tage später erfolgten Beisetzung erwies ihm sogar der sächsische König Friedrich August III. die letzte Ehre. Noch zu Lebzeiten, im Jahre 1906, wurde Richard von Schlieben Ehrenbürger der Stadt Zittau.