Zoo Dresden: Das erste Eis im Pinguin-Café

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Zoo Dresden: Das erste Eis im Pinguin-Café

Das ehemalige Pinguin-Café im Zoo von Dresden gilt als architektonisches Zeugnis der Ostmoderne. Es wurde abgerissen, die Einzelteile aber werden aufbewahrt. Vor 50 Jahren wurde es eröffnet.

Von
Ralf Hübner


 4 Min.

"Der Strom der Gäste riss nicht ab" Pinguin-Café im Dresdner Zoo mit der 1980er-Jahre.
“Der Strom der Gäste riss nicht ab” Pinguin-Café im Dresdner Zoo mit der 1980er-Jahre.
© Foto: SZ/Marion Gröning

Für das Pinguin-Café ist ein neuer Platz gefunden: Es soll künftig im neu entstehenden Südpark den Gästen eine fantastische Aussicht über Dresden bieten. Bis 2017 stand das Eiscafé “Pinguin” im Zoo. Das Haus mit den großen Glasfenstern und dem markanten Faltdach war bei Besuchern beliebt. Den Namen verdankte es seinem Standort direkt neben der Pinguin-Anlage. Es gilt als Zeitzeugnis der Ostmoderne. Vor 50 Jahren wurde es am 14. Juli 1973 eröffnet.

Das “Pinguin-Café” habe die Bewährungsprobe bestanden, schrieb die Sächsische Zeitung nach der Eröffnung. Der Sonntag einen Tag später habe einen Umsatz von 4.500 Mark gebracht. “Der Strom der Gäste riss nicht ab”, wurde Restaurantleiterin Irma Gröne zitiert. “Unser gesamtes Sortiment war begehrt, wobei die Eisspezialitäten an erster Stelle rangierten.” Von den Besuchern habe es keinerlei Beanstandungen gegeben. “Viele zeigten sich von der Gestaltung des neuen gastronomischen Objektes angenehm überrascht.”

Der Entwurf für das Café stammte vom Architekten Erich Lippmann. Eigentlich hatte das Café zum 20. Jahrestag der DDR 1969 der Ausstellung “Kämpfer und Sieger” als Boulevardcafé gedient. In Dresden sei der Wiederaufbau nur teilweise originalgetreu vorgenommen worden, berichtete die Sächsische Zeitung. “Uns kam es auf eine zootypische Gastronomie an”, sagte der damalige Technische Direktor des Zoos, Klaus Tempel.

Das Café Pinguin im Zoo Dresden geht in den Ruhestand

“Das Café fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein”, befand denn auch der Berichterstatter der Zeitung. Im Inneren sei ein 20 Meter langer Wandfries bestimmend, der Pinguine in der Eislandschaft des Südpols zeige. Eine Aluminiumarbeit von Helmut Schmitt diene zugleich als Raumteiler. Hübsch nehme sich die mit Schaumstoff abgepolsterte Bar aus. Die Kapazität des Innenraumes lag demnach bei 36 Plätzen plus zehn Barhockern. “Noch größere Bedeutung dürfte dem als Terrasse angelegten Außenbereich zukommen. 200 Gäste finden hier Platz”, hieß es. “300-jährige Eichen spenden Schatten und in Zukunft kann man von hier aus das Geschehen in der geplanten Tigerfreianlage verfolgen.”

Als 2015 die letzten zwei Betreiberinnen in den Ruhestand gingen, schloss auch das Pinguin-Café. Das Gebäude war baufällig und galt als nicht mehr zeitgemäß. Es wurde demontiert und teilweise eingelagert, etwa Stahlkonstruktion und Dachschalung, ein originaler Raumteiler und Waschbetonplatten der Außenanlage. Gegebenenfalls soll das Café wieder aufgebaut werden können.

Vor allem in den Anfangsjahren des Zoos ging es bei der Betreuung der Gäste nicht nur um deren gastronomisches Wohl. Ein Konzert und Gesellschaftshaus machte den Zoo vor dem Krieg zu einer der ersten Adressen im Dresdner Gesellschaftsleben. Es wurde von 1889 an für die Bausumme von 415.000 Mark errichtet und war das bis dahin kostspieligste Projekt des Zoos. Der Zoo wollte damit die Besucherzahlen deutlich steigern und dessen Stellung in der Stadt festigen.

Austern im Dresdner Zoo

Neben den Tieren und Veranstaltungen wollte der Zoo auch Bälle und Abendkonzerte anbieten. Architekt für den Neubau war Bernhard Schreiber, der auch das Alberttheater in der Neustadt gebaut hatte. Die Aktionäre waren von seinen Entwürfen begeistert. Der Bau im Stil der Neorenaissance verfügte über einen Konzertsaal für mehr als 1.000 Besucher sowie mehrere Restaurants und Gesellschaftszimmer.

Am 2. Januar 1892 wurde es mit einem festlichen Konzert eingeweiht. Der Berichterstatter der Dresdner Nachrichten lobte das neue Gesellschaftshaus als etwas “überaus Schönes und Nützliches”. “Ein Bauwerk so vornehm und praktisch, dass unsere Residenz sich dazu beglückwünschen darf.” Zehn Tage nach der Eröffnung ging ein rauschender Eröffnungsball über die Bühne. Die Gäste wurden mit “Austern in Coquillen”, “Filet de beouf à la flamande” oder “Gänseleberpastete in Aspic” verwöhnt. Fortan gab es dort zweimal wöchentlich Konzerte, mittwochs und sonnabends folgten Bälle. Hinzu kamen Kongresse und Feierlichkeiten. Für den Zoo rechnete sich das Haus allerdings kaum.

Im April 1928 wurde das Konzerthaus an den Gastwirt Paul Härschnitz verpachtet. Der Komplex mit dem imposanten Hauptgebäude gehörte noch immer zu den größten Lokalen der Stadt. Allein im Konzertgarten fanden rund 3.000 Besucher Platz. Die zwei Sommerterrassen und eine Weinterrasse boten den Gästen alle Annehmlichkeiten.

Der von Josef Goller, einem Professor der Kunstgewerbeschule, ausgemalte Festsaal war bei den Dresdner Künstlern eine beliebte Bühne für Auftritte. Der große Saal wurde auch für Kino-Vorführungen genutzt. Daneben gab es kleinere Gasträume, einen Weinpavillon sowie eine Bar, die erst am Abend öffnete.

Bei den Luftangriffen während des Krieges im Februar 1945 wurde der Zoo schwer getroffen. Das Konzert- und Gesellschaftshaus brannte aus. Der Direktor des Zoos, Karl Claus, hatte sich in den ersten Wochen nach Kriegsende in der Ruine ein Zimmer herrichten lassen, wo er Beratungen abhielt und Korrespondenzen erledigte. Später riss man die Ruine ab.

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